Der Baum und sein Wachstum im jahreszeitlichen Verlauf
Je nach Jahreszeit befindet sich der Baum in unterschiedlichen physiologischen Zuständen. Ab ca. März wird der Saftfluss angekurbelt und alle notwendigen Stoffe werden zu den austreibenden Knospen transportiert. Bis Mitte des Sommers wird mittels Photosynthese das Dicken- und Längenwachstum, sowie die Samenbildung vorangetrieben. Zwischen November und Februar ruhen diese bio- chemischen Prozesse. Je nach jahreszeitlichen Zustand reagiert der Baum daher unterschiedlich auf Schnittmaßnahmen.
Baumschnitt in der Vegetationszeit (Mai - Oktober)
Der Schnitt im Mai – September hat den Vorteil, dass der Baum die Wunden die durch jeden Schnitt entstehen, schneller verschließen kann. Es kommt zu einem geringeren Ausfluss der Baumsäfte. Man sagt „der Baum blutet weniger“. Die Abwehrmechanismen des Baumes wirken zu dieser Zeit am effektivsten. Für Schnittmaßnahmen an der Krone ist dies der bestmöglichen Zeitpunkt. Ausnahmen bestätigen die Regel: so tritt bei Nadelhölzern wie Kiefer und Fichte an Schnittwunden temperaturbedingt im Sommer ein starker Verlust an Harz auf.
Baumschnitt in der Ruhezeit (November - März)
In der Zeit von Ende Oktober bis März befinden sich unsere Pflanzen in ihrer Ruhezeit. Das Baumwachstum ist gehemmt. Der Baum hat keinen Zuwachs. Dementsprechend zeigen sich beispielsweise unsere Laubbäume ohne Blätter. Bei Schnittmassnahmen lässt sich erkennen, dass der Baum nun weniger „blutet“, also Saft verliert.
Bei vielen Menschen führt die flaumige Behaarung, welche sich unter dem Blatt der Platane befindet, zu Haut- und Schleimhautreizungen wenn es zum Baumschnitt kommt. Es empfiehlt sich der Winterschnitt im blattlosen Zustand.
Gründe gegen einen Winterschnitt sind vielfältig. Zu bedenken ist, dass der Baum aufgrund der Winterruhe Verletzungen und Beschädigungen wenig oder kaum abschotten kann. Betroffenes Gewebe kann das Eindringen von Bakterien und holzzersetzende Pilze dadurch nicht abwehren und bleibt bis ins Frühjahr offen und ungeschützt
Einige Baumarten (z.B.: Ahorn, Birke, Hainbuche, Gelbholzbaum, Hartriegel, Nussbaum/Schwarznuss) neigen beim Winterschnitt zu starkem Saftverlust („Bluten“). Diese Bäume sollten nach Möglichkeit erst dann zurückgeschnitten werden, wenn die Blätter bereits geöffnet sind – je nach Temperaturen ab ca. Anfang Mai.
Ebenfalls zu bedenken ist ein übermässiges Wachstums des Baumes nach einem Winterschnitt als Kompensationsreaktion.
Im laublosen Winterzustand ist der Zustand (Totholz) und Volumen der Baumkrone für den Baumpfleger schwerer abzuschätzen. Dies kann zu übertrieben starken Eingriffen führen.
Unsere Meinung
Wir empfehlen die oft nachgefragten Baumarten Ahorn, Birke und Nussbaum nicht in der Zeit von März bis Mai zu schneiden um vorrangig den Baum in seiner Vitalität zu schützen und zu unterstützen. Ein anderer Grund dient auch dem Schutz umliegender Bereiche und Gegenstände, da durch den starken Saftverlust nach einem Schnitt Gehwege, Autoabstellplätze, Gartenhäuser, etc. stark verschmutzt werden könnten, wie dies bei Fichte und Kiefer der Fall ist. Der Baumsaft ist auch Nährboden für manche Pilzarten, welche wiederum einen unansehnlichen schwarzen Belag auf Oberflächen bilden können.
Wenn es sich aus Gründen der Sicherheit oder anderen wichtigen Gründen nicht vermeiden lässt, können u.a. Birke, Ahorn und Nussbaum auch abseits der empfohlenen Schnittzeiten eingekürzt werden. Voraussetzung ist ein fachgerechter Schnitt.
Von einem Baumpflegeschnitt bei Temperaturen unter -8 Grad Celsius raten wir ab um Frostschäden zu vermeiden.
Rodungen und Baumfällungen können das ganze Jahr über durchgeführt werden!
Quellen
http://baumpflege-schweiz.ch/wp-content/uploads/2018/05/Sommer_Winterschnitt.pdf